Am Sonntag sind wir gegen mittag mit unserem Fahrer Vikas in Richtung Norden nach Rishikesh gestartet. Andi und ich wollen ein paar Tage Yoga und Meditation üben. Unser Ziel: ein altes Ashram (spiritueller Ort). Uns wurde vorher vermittelt, dass es sich um eine einfache Unterkunft handelt. Für uns kein Problem.

Als wir allerdings nach gut 5 Stunden Fahrt dort ankamen, ist besonders mir der Atem gestockt. Das Zimmer war nicht nur einfach, sondern es gab kein richtiges Bettzeug (eine Decke, unter der ich nicht liegen wollte – haben ja glücklicherweise noch Schlafsäcke dabei) und Klopapier sollten wir erst kaufen gehen. Bei der ersten Benutzung der Toilette stellten wir dann fest, dass diese nicht ablief🙈🙈🙈. Andi und ich haben dann noch ein anderes Zimmer in Augenschein genommen. Und wir haben gemeinsam diskutiert, wie groß oder schwach unser westlich geprägtes Ego ist, um die Situation so zu akzeptieren wie sie ist. Der „Sauberkeitszustand“ (Euphemismus) des Badezimmers hat dann den Ausschlag gegeben, den Ort zu wechseln. Nun sind wir 6 Kilometer weiter in einem Hotel, in dem wir auch Beides praktizieren können😅.

Der Tag hatte uns dann doch zugesetzt. Wieder diskutieren, wieder umziehen, wieder nachverhandeln. Unser Karma…? Unser Koan…? Auf jeden Fall immer eine Selbstbegegnung mit uns selbst – das sich an der Welt reibt – Spieglein Spieglein…

Nach einer ausgiebigen langen Schlafnacht sind wir gemächlich in den Tag gestartet. Gestern Abend hatte es einen ordentlichen Monsunregen gegeben, der sich heute Morgen verzogen hatte. Typisch für Rishikesh ist es, dass dort viele Menschen mit der Asche Ihrer Toten kommen, die dann in einer feierlichen Zeremonie in den Ganges gestreut wird. Ausserdem gibt es eine Hängebrücke, die früher ein Kloster und den gegenüberliegenden Ort verbunden hat, in dem wir jetzt wohnen. Also haben wir an der Rezeption gefragt, wie wir dies am besten erkunden können.

Vier Stunden waren wir unterwegs, zu Fuß und mit einem Tucktuck. Hier oben gibt es eine richtige Totenindustrie – und eine Erleuchtungsindustrie — und alle Inder wollen hier zum heiligen Fluss. Was uns ganz krass berührt hat, ist der unendlich Müll: 95% der Menschen juckt der Müll gar nicht – im Gegenteil. Das Papier vom Eis wird postwendend auf die Erde geschmissen. Und da es hier keine kommunale Infrastruktur gibt, bleibt alles liegen, wo es liegt. Oder die Rinder von der Straße fressen dran. Oder der Wind weht es zu einem Haufen. Oder es verschwindet erst einmal im Ganges…Aufruf zur inneren Neuordnung durch Yoga an jeder Ecke — widerliche Verwahrlosung der äußeren Ordnung in der Umwelt…2 Seiten einer Medaille ? oder einfach holy bullshit…welche Haltung Buddha oder die neuen Gurus wohl dazu haben…einfach loslassen und lächeln…soweit sind wir noch lange nicht.

Heute Abend hatten wir unsere erste Meditationsstunde. Und wir freuen uns auf die Fortsetzung morgen früh.

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