Diese Weisheit gehört zu Andis und meinem Tagesgeschäft. Unser Indienbesuch ist ein gutes Beispiel dafür. Aber alles der Reihe nach.
Um halb sechs morgens haben wir uns am Sonntag mit Viney in der Hotellobbi getroffen – definitiv nicht unsere Zeit. Eins gab in unserer Familie das andere und Zack hatten wir alle schlechte Laune.
Mit uns sind um 6 Uhr noch hunderte andere Menschen zum Eingang vom Taj Mahal geströmt. Es hatte morgens noch geregnet und die Luft war schwer. Als wir dann das Bauwerk erblickten, waren wir so fasziniert, wie glaube ich jeder Mensch auf dieser Erde. Erhaben, ästhetisch, leicht durch den weißen Mamor und einfach wunderschön.
Unsere Laune hat sich nur langsam gebessert. Erst zum frühstück ging es uns allen dann wieder besser. Auf unserem Rückweg nach Delhi hat uns Viney dann noch zu einer Mamorfamilie „geschleppt“, die am Bau des Taj Mahal beteiligt war und heute natürlich alles in der feinen Handwerkskunst herstellt und deren einziges Ziel es ist, verkauft zu werden. Wir hatten Viney schon mehrfach gesagt, dass wir das nicht mehr wollen. Aber wir hatten keine Chance.
Und der Hammer ist: alle Verkäufer, die wir exklusiv erlebt haben – ob Reisen, Teppich, Schmuck, Klamotten, Gewürze, Mamor oder Decken – sind um Längen besser als jeder Versuch in Deutschland. Hier in Indien sollten Excellenzkurse für die Besten aus Deutschland stattfinden. Bei jeder neuen Erfahrung konnte fast Lia schon mitsprechen, was als nächstes kommt. Das ist wirklich ein Erlebnis wert.
Am frühen Nachmittag waren wir in Delhi und haben noch gegessen. Danach wurde es kompliziert. Viney hatte die Anweisung von seinem Chef – zur Erinnerung: der hatte uns am ersten Tag mit seinen Travelagenturleistungen übers Ohr gehauen – uns unbedingt zum office zu bringen, damit er von uns noch mal Geld kassieren konnte. Wir hatten unter Zeugen zu Beginn der Reise aber eine andere Vereinbarung getroffen und hatten somit keinerlei Interesse dorthin gefahren zu werden. Schlechte Laune hatten Andi und ich schon mehrfach während unseres Aufenthaltes wegen Achmed (nennen wir ihn mal so), der immer ultra kooperativ tut, aber anders handelt und Spielchen spielt. Hinzu kommt, dass wir das ein oder andere in der Zeit in Indien über die interessanten Geschäftsgebaren erfahren hatten und noch viel vorsichtiger bis misstrauisch geworden sind. Andi war stinksauer, Viney sollte uns in seiner ungünstigen Situation überzeugen zum office zu fahen und Lia hat mehrfach sehr bestimmt betont, dass wir bestimmen wo wir hinfahren. Und ich habe einen Koller bekommen.
Nachdem wir unsere indischen Freunde aus dem Hintergrund mit einbezogen haben und die uns den Rat gaben, erst am Flughafen auszusteigen (wir wollten ja eigentlich mit dem Flieger nach Varanasi) und ins Flughafengebäude zu gehen, dort seien wir sicher, sind bei mir alle Lampen angegangen. Lia und ich waren dann sehr schnell entschlossen, das Land zu verlassen. Andi war hin und her gerissen, denn das Hotel der nächsten drei Tage war bezahlt und wir wurden auch direkt von unseren indischen Freunden nach Mumbai eingeladen. Zwei Stunden haben wir dann gebraucht, um uns noch Tickets für den Nachtflieger nach Singapore zu besorgen und direkt einzuchecken. Was für eine Aufregung. Quasi ohne Schlaf sind wir dann sicher gestern Morgen in Singapore gelandet. Aber natürlich auch super erschöpft: zwei Tage super früh raus und dann der extreme Ärger. Andi hat schon im Kopf gekribbelt.
Noch im Flughafen haben wir dann bei einem Kaffee ein Hotel im angrenzenden Malaysia gebucht, da wir ab Samstag in Singapore unser geplantes Hotel haben.
Bezogen auf die Blogüberschrift heisst das: unser Einstieg in Indien war blöd, leider musste es auch so enden. Indien ist ein super faszinierendes Land. Was aber in Indien nicht funktioniert hat, ist unser unkomplizierte Umgang mit dem Reisen. In allen Ländern sind wir angekommen, haben vor Ort Kontakt mit Einheimischen aufgenommen und haben unseren Weg gemacht. Das war bei der ersten Reise so, und auch im Oman und Namibia. Indien ist so anders, das es hier leicht ist, mit unserer Leichtgläubigkeit/Naivität blöde Dinge mit uns anzustellen. Das haben wir auf jeden Fall gelernt.
Für uns heisst das aber auch: wir wollen noch mal nach Indien. Schließlich fehlen uns noch Varanasi und Mumbai. Doch dann werden wir für Indien anders vorbereitet sein😉😎.